Was treibt einen erwachsenen Menschen an, wochenlang den Text aus einem Rollenheft auswendig zu lernen, um dann an wenigen Abenden vom Lampenfieber geplagt das Risiko einzugehen, sich grandios zu blamieren?
Es sind die Bretter, die die Welt bedeutet, wobei sicher die wenigsten Laiendarsteller den Ehrgeiz entwickeln, über das Laienspiel den Einstieg in eine Schauspielkarriere zu schaffen. Gespielt wird aus "Spaß an der Freud".
Eine Theateraufführung beginnt mit der Auswahl des richtigen Stücks. Ein großes Problem, denn beim Lesen muss das Theater im Kopf Gestalt gewinnen, müssen Bilder und Lacher entstehen. Welche Anforderung stellt das Stück an die Bühne? Ist es mit der Theatergruppe spielbar? Viele Fragen, bevor es los geht.
Ein Rollenheft lässt viele Fragen offen und gibt Spielraum für die künstlerische Freiheit. Handlungsorte können an den Spielort verlegt werden, Personennamen den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Schließlich geht es auch um den lokal gefärbten Dialekt, auf den das Stück hin gemünzt werden muss, da ist so manche Szene umzuschreiben. Hier zeigt sich die Qualität einer Theatergruppe.
Auf viele Leseproben folgen erste Schritte auf der Bühne, das Rollenheft muss weg, der Text in den Kopf. Bewegung, Positionen, Mimik, nichts davon legt der Autor fest. Vieles können die Spieler selbst entwickeln, oft greift der Regisseur ein, der sein Bild mit dem Bild des Spielers vereinbaren muss. Keine leichte Aufgabe.
Schließlich wird die Bühne eingerichtet, Requisiten bekommen ihren Platz. Da wird so manche heimische Stube geleert, weil genau dieses Sofa gebraucht wird, jener Schrank oder dieses Bild.
Die Illusion auf der Bühne muss so perfekt wie möglich sein.
Der Zuschauer muss in das Stück eintauchen können, entführt werden.
Dann kommt der Augenblick des ersten Auftritts, der Vorhang öffnet sich, Pulsschlag im Nähmaschinentempo, Blutdruck im Atü-Bereich, der erste Satz, die erste Aktion auf der Bühne und der Damm bricht. Eine Glückswoge durchfließt den Körper und steigert das Spiel um einige Stufen. Man ist größer, kann mehr, will mehr und bietet mehr.
Kein Fieber steigert die Leistungsfähigkeit, nur das Lampenfieber ist dazu in der Lage.
Wer das einmal erlebt hat, der weiß, warum viele Laienspieler jedes Jahr auf´s neue viel Zeit und Energie in einen Theaterauftritt investieren.
Kaum eine Freizeitbeschäftigung bietet so viel Raum für Kreativität und schenkt so intensive Erlebnisse. Dies vor allem, wenn die Theatergruppe ein verschworener Haufen ist, der auch zu Streichen aufgelegt ist, kleine Stolperfallen, die man den Kollegen auf der Bühne stellt und verstohlen durch die Ritzen schaut, wie z.B. ein Spieler sich mit einem Telefon das auf der Bühne eigentlich klingeln sollte, abmüht und dies schließlich mit den Worten "wenn ich nicht angerufen werde, rufe ich eben selber an " in die Handlung einbaut, (so geschehen bei uns in dem Stück der Wettstreit), wenn sich eine Tür von selbst zu sperrt es aber niemand bemerkt und ein Spieler die Bühne nicht mehr verlassen kann,
(geschehen bei dem Stück Kohle Moos und Mäuse),oder wenn von einem Postboten ein vermeindlich leichtes Paket auf die Bühne getragen werden soll dies aber plötzlich durch Ziegelsteine aufgefüllt und dadurch extrem schwer wurde (geschehen bei dem Stück der goldene Sarg).